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Blockgletscher sind ein Gemisch aus Schutt und Eis, das im Inneren das ganze Jahr über nicht auftaut. Sie kriechen langsam talwärts, seit den 1990er Jahren immer schneller. Das macht sie zu einem zuverlässigen Klimaindikator, wie eine internationale Studie unter Beteiligung des GIUZ kürzlich zeigte.
Ob in Sibirien, Alaska oder in den Alpen – steigende Temperaturen setzen dem Permafrost weltweit zu. Im Hochgebirge sieht man das unter anderem an den sogenannten Blockgletschern. Diese an Lavaströme erinnernden Formen sind ein Gemisch aus Schutt und Eis, das im Inneren das ganze Jahr über nicht auftaut. Sie kriechen langsam talwärts, wobei die Bewegungsraten vor allem mit thermischen Verhältnissen des Permafrostes in Zusammenhang stehen. Eine internationale Studie mit Beteiligung des GIUZ belegt anhand langfristiger Beobachtungsdaten nun erstmals für den gesamten Alpenraum, dass die Blockgletscher-Geschwindigkeit, die seit den 1990er-Jahren insgesamt zugenommen hat, ein zuverlässiger Klima-Indikator ist. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich im Wissenschaftsjournal «Environmental Research Letters» veröffentlicht.
Aktiv kriechende Blockgletscher sind in den Alpen ab einer Seehöhe von etwa 2300 Metern zu finden. Ihr Eisgehalt muss hoch genug sein, damit sie sich talabwärts bewegen. Die Studie verglich Blockgletscher-Geschwindigkeiten im ganzen Alpenbogen. Und die steigen seit den 1990er-Jahren insgesamt, auch wenn es zwischendurch Phasen der Verlangsamung gibt.
Höhere Temperaturen und mehr Bodenfeuchtigkeit beschleunigen die Bewegung der Schutt-Eis-Gemische. Wird es kälter, nimmt die Geschwindigkeit ab. «Schmilzt das Permafrosteis komplett ab, kommt die Landschaftsform zum Stillstand und wird zu einem Relikt einstiger Permafrostausdehnung», erklärt Andreas Kellerer-Pirklbauer von der Universität Graz, Erstautor der aktuellen Publikation.
Für die Studie haben 23 Wissenschaftler:innen Beobachtungsdaten aus Frankreich, Italien, Österreich und der Schweiz von 1995 bis 2022 herangezogen und die räumlichen und zeitlichen Muster verglichen. «Es zeigte sich, dass sich der westlichste und der östlichste der über 40 Blockgletscher, die wir erfasst haben, zeitgleich und im selben Masse beschleunigten und verlangsamten, obwohl sie über 500 Kilometer voneinander entfernt sind», sagt Isabelle Gärtner-Roer vom GIUZ. «Damit ist klar: die Blockgletschergeschwindigkeit ist klimatisch gesteuert.» Die Studie liefert damit den Beleg dafür, dass die Blockgletscherbewegung einen Aspekt der 'Essential Climate Variable' (ECV) Permafrost beschreibt und entscheidend zur Charakterisierung des Erdklimas beiträgt. Die ECVs werden durch das Global Climate Observing System (GCOS) definiert, um ein Bild des weltweiten Klimawandels zu liefern.
Die Autor:innen regen an, weitere Blockgletscher ins Langzeitmonitoring aufzunehmen. Diese Daten könnten zusätzlich wertvolle Informationen über die Auswirkungen der zu erwartenden Klimaentwicklung liefern.
Andreas Kellerer-Pirklbauer, Xavier Bodin, Reynald Delaloye, Christophe Lambiel, Isabelle Gärtner-Roer et al. Acceleration and interannual variability of creep rates in mountain permafrost landforms (rock glacier velocities) in the European Alps in 1995–2022 Environ. Res. Lett. 19 (2024) DOI 10.1088/1748-9326/ad25a4
Medienmitteilung der Universität Graz, 15.02.2024
Titelbild: Blockgletscher, wie hier im Val Muragl im Engadin, sind Schutt-Eis-Gemische und typische Formen des alpinen Permafrostes, die langsam talwärts kriechen. (Foto: Alessandro Cicoira)