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Steigende Temperaturen gefährden die wichtigsten Nahrungspflanzen der Welt

Die globale Ernährungssicherheit könnte durch einen erheblichen Rückgang der Pflanzenvielfalt aufgrund zukünftiger Veränderungen von Temperatur, Niederschlag und Dürren stark beeinträchtigt werden. Das zeigt eine aktuelle Studie in Nature Food, an der das GIUZ beteiligt war.

Crop diversity. Image: Pixels | Tom Fisk

Die globale Erwärmung verändert schon heute unser tägliches Leben: Stürme, Über­schwemmungen, Waldbrände und Dürren nehmen weltweit zu. Steigen die Temperaturen weiter, könnte ein Drittel der weltweiten Nahrungs­pflanzen­produktion gefährdet sein. Eine neue Studie in Nature Food liefert nun ein genaueres Bild davon, wo und wie sich die Erwärmung auf den Anbau von Nahrungspflanzen auswirken wird.

Ein Team von Forschenden der Universität Zürich, der Aalto-Universität in Finnland und der Universität Göttingen hat untersucht, wie sich künftige Veränderungen von Temperatur, Niederschlag und Trockenheit auf die Wachstumsbedingungen von 30 wichtigen Nahrungspflanzenarten weltweit auswirken.

Grosse Unterschiede zwischen den Regionen der Welt

In niedrigen Breitengraden sind die Folgen wesentlich gravierender als in den mittleren und hohen Breiten. Je nach Grad der Erwärmung könnte bis zur Hälfte der landwirtschaftlichen Produktion in den niedrigen Breitengraden gefährdet sein, da die klimatischen Bedingungen für die Produktion nicht mehr geeignet sind. Gleichzeitig würde in diesen Regionen – vor allem in Afrika und Südasien – auch die Pflanzenvielfalt stark zurückgehen.

Die Veränderungen sind jedoch nicht nur vom Breitengrad abhängig, sondern auch von der Höhenlage. In höheren Lagen über 2.500 Metern sind nur wenige Anbauflächen vom Verlust der Vielfalt betroffen, hauptsächlich wegen zunehmender Trockenheit. Aber nur 0,6 % der weltweiten Anbaufläche für Nahrungspflanzen liegen in diesen hochgelegenen Regionen, während 86 % in Regionen unter 800 Metern liegen. Bei potenziellen neuen Flächen für den Anbau von Nahrungspflanzen ergibt sich ein ähnliches Bild. «In geringem Masse können höhere Lagen durch die Erwärmung profitieren, was den Anbau von Nahrungspflanzen betrifft. Das macht die erheblichen Verluste in anderen Regionen aber in keiner Weise wett», sagt Daniel Viviroli, Hydrologe und Ko-Autor der Studie.

Veränderung der potenziellen Vielfalt von Nahrungspflanzen bei einer globalen Erwärmung von +2°C im Vergleich zur heutigen Situation (%).

Bis zur Hälfte der weltweiten Nahrungspflanzenproduktion könnte betroffen sein 

Durch die Erwärmung wird die weltweit verfügbare Anbaufläche für die Grundnahrungsmittel Reis, Mais, Weizen, Kartoffeln und Soja, die zusammen mehr als zwei Drittel der weltweiten Nahrungsenergie liefern, stark zurückgehen. Andere negative Faktoren wie die Zunahme von Wetterextremen oder Schädlingsbefall sind in diesem Modell noch nicht berücksichtigt.

«In vielen Regionen mit niedrigen Breitengraden, vor allem in Afrika, könnten Bewässerung oder eine bessere Düngung helfen, die Erträge zu steigern und Verluste zu minimieren. Allerdings müssen negative Auswirkungen auf die Wasserverfügbarkeit und -qualität sowie auf die Böden sorgfältig abgewogen werden», fügt Viviroli hinzu.

Massnahmen sind dringend notwendig

Die globale Erwärmung erhöht die Unsicherheit über die zukünftige Nahrungsversorgung. Massnahmen, die über die bisherigen hinausgehen, zum Beispiel die Auswahl widerstandsfähiger Pflanzen und neue Züchtungen, sind dringend notwendig. In den niedrigen Breitengraden muss die landwirtschaftliche Produktion effizienter werden und ihr volles Potenzial ausschöpfen. Die Regionen in den mittleren und hohen Breitengraden hingegen brauchen Flexibilität, um sich anzupassen, wenn sich ihre bisherigen Anbaumuster durch den Klimawandel verändern.

Sowohl die Eindämmung des Klimawandels als auch die Anpassung an seine Auswirkungen sind von grösster Bedeutung. Denn alle Regionen sind durch das globale Lebensmittelsystem betroffen. Gemeinsame Anstrengungen sind unerlässlich, um diese Herausforderungen zu bewältigen und die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel zu gewährleisten. 

Literatur

Heikonen, S., Heino, M., Jalava, M., Siebert, S., Viviroli, D., Kummu, M.  Climate change threatens crop diversity at low latitudes. Nat Food (2025). https://doi.org/10.1038/s43016-025-01135-w

World’s critical food crops at imminent risk from rising temperatures
Medienmitteilung der Aalto University, 04.03.2025 

Titelbild: Pexels | Tom Fisk

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Daniel Viviroli, PD Dr.
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