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Herbert Wanner, GIUZ Alumnus, arbeitete von 1979 - 1983 als Doktorand und Assistent am GIUZ
Was ich damals im Zusammenhang mit dem Seminar "Theorie in der Geographie" 1980/81 am GIUZ erlebt habe, gehört rückblickend, d.h. auch 40 Jahre danach, zu den lehrreichsten Erfahrungen, die ich im wissenschaftlichen und universitären Betrieb gemacht habe. Es ist eine Erfahrung, die bis heute nachwirkt und durch die 125-Jahr Jubiläumsveranstaltung am GIUZ "Geografe nüme schlafe" noch einmal als Erinnerung wachgerufen worden ist.
Wenn ich einige Aspekte aus dem Gesamtkontext des Faches Geographie und den Geschehnissen im Kontext des Seminars "Theorie in der Geographie" von 1980/81 rückblickend aus meiner heutigen Optik beleuchte, geschieht dies aus einer disziplinengeschichtlichen Perspektive. Meine Hauptthese dreht sich um die Frage "Inwieweit hat der in den 70er und 80er Jahren von radikalen Studierenden international geforderte Paradigmenwechsel in der Geographie von einer Raum- zu einer Gesellschaftswissenschaft auch tatsächlich stattgefunden und wie hat sich die deutschsprachige Geographie dadurch gewandelt?" Die Frage nach einem "Paradigmenwechsel" wurde international stimuliert durch das Buch von Thomas S. Kuhn "The Structure of Scientific Revolution" (1962, 1970 by the University of Chicago). In diesem Buch hat Prof. Thomas S. Kuhn den Begriff des "Paradigmata" und des "Paradigmenwechsels" thematisiert. Mit diesem persönlichen Bericht kann ich keine umfassende Antwort auf diese Schlüsselfrage geben, aber ich kann einen kleinen Beitrag leisten für diese zentrale Frage der disziplinengeschichtlichen Entwicklung der Geographie.
Das Schisma zwischen der physischen - und der Humangeographie hat die disziplinäre Entwicklung des Faches im 20. Jahrhundert stark geprägt. Es gab zahllose Versuche einen methodologischen Überbau zu schaffen, welcher den Zusammenhalt der Geographie gewährleisten sollte. Der Text des Zürcher Geographen Hans Carol "Zur Diskussion um Landschaft und Geographie" mit der Darstellung des Geospären-Modells (GH 1956), welchen wir als Grundlage für das Seminar "Theorie in der Geographie" 1980/81 verwendet hatten, war einer dieser als methodologischer Überbau gedachtes Konstrukt. Institutionell führte das Schisma zur Frage, wo die Disziplin "Geographie" im universitären Aufbau zuzuordnen sei: bei den Naturwissenschaften (wie an der Universität Zürich) oder bei den Geistes- und Sozialwissenschaften. Der grosse Methodologiestreit in der Geographie entflammte in den 60er Jahren neu mit dem Aufkommen von kritischen Gesellschaftstheorien in den Sozialwissenschaften, welcher auch in einer sich mehr und mehr radikalisierenden Gruppe von Humangeographen Anhängerschaft fand. In der deutschsprachigen Geographie war es die Gruppe der Geografiker rund um Ulrich Eisel, welche am 37. Deutschen Geographentag in Kiel einen Paradigmenwechsel forderte. Eisel wollte mit seiner Dissertation "Die Entwicklung der Anthropogeographie von einer Raum- zu einer Gesellschaftswissenschaft" (1979) eine methodologische Grundlage für den Paradigmenwechsel schaffen. In der angelsächsischen Geographie wurde des Manifest der "Radical Geography - alternative viewpoints on contemporary social issues" (1977) von Richard Peet veröffentlicht. Dieser 400 Seiten umfassende Reader war gewidmet an "Peter Kropotkin, Revolutionist and Geographer". Wichtigster Exponent dieser radikalen angelsächsischen Geographen war David Harvey, welcher im Reader von Peet einen Beitrag publizierte mit dem Titel "Imperialism and Geopolitics - The Geography of Capitalist Accumulation: A Reconstruction of the Marxian Theory". Dass um 1980 nicht nur in der deutschsprachigen, sondern auch in der angelsächsischen Geographie ein grosser Methodologiestreit tobte, hat die Fachentwicklung in den 70er und 80er Jahren international geprägt und ist mit diversen Publikationen und Streitschriften dokumentiert.
1980 prägte dieser internationale Methodologiestreit die Situation in der universitären Geographie und manifestierte sich oft in einem Dilemma zwischen den eher konservativen Institutsleitungen und den sich radikalisierenden Studentenschaften, welche auf der Basis von kritischen Gesellschaftstheorien eine Mitsprache in der Gestaltung von Lehre und Forschung forderten. So auch an der Universität Zürich - und das nicht nur in der Geographie, sondern auch in der Soziologie und in der Ethnologie. Eingebettet in diesem Milieu spielte sich 1980/81 auch die Organisation und Durchführung des Seminars "Theorie in der Geographie" am GIUZ ab. Die damalige Situation am GIUZ liess sich etwa folgendermassen charakterisieren: Die Institutsleitung und der Oberbau waren eher wertkonservativ und hierarchisch ausgerichtet - ihnen gegenüber stand die sich mehr und mehr radikalisierende Studentenschaft, welche die Theorielosigkeit des Geographie-Studiums anprangerten und eine Mitsprache in Lehre und Forschung forderten: es herrschte eine Form von "Krieg", der sich auch in den Sozialwissenschaften und im gesamten universitären Betrieb niederschlug. Die Zeit Anfang der 80er Jahre war in Zürich sehr bewegt: Proteste, Demonstrationen, Krawalle - unter anderem der Opernhaus-Krawall, der sich im Mai 2020 zum 40sten Mal jährte - Krawalle, die mit Polizeieinsätzen niedergeschlagen wurden, links alternative Chaoten, Häuserbesetzungsszene etc. Und eine Gruppe von Studierenden des Ethnologischen und Soziologischen Instituts der Universität - darunter auch einige kritische Geographie-Studierende, welche Ethnologie bzw. Soziologie im Nebenfach belegt hatten - waren an vorderster Front in dieser Chaoten-Bewegung in der Stadt Zürich mit dabei. Die Szene hatte sich damals der Methode der "teilnehmenden Beobachtung" bedient. Demonstranten, welche mit der Videokamera aus ihrer eigenen Perspektive das Vorgehen der Polizei filmten und darüber in alternativen Zeitschriften berichteten, um die Polizei zu diffamieren.
Der Kern dieser "bewegten" Geographiestudierenden (mit Ethnologie bzw. Soziologie-Hintergrund) bildeten auch die Gruppe der kritischen Geographie-Studierenden, welche damals das Redaktionskomitee der Fachschafts-Zeitung "Geoscope" stellten. Unzufrieden mit dem Lehrangebot des GIUZ erhoben sie mit Beiträgen im "Geoscope" an die Institutsleitung gerichtete Kritik an der "theorielosen" Lehre und forderten ein Mitspracherecht bei der künftigen Gestaltung der Lehre. Im Rahmen der von der Institutsleitung geforderten Konkretisierung der Kritik wurde der Institutsleitung der Vorschlag für die Durchführung eines Seminars für "Theorie in der Geographie" unterbreitet. In diesem Seminar sollten einige führende Mitglieder aus der Gruppe der kritischen Geographiestudierenden aus Deutschland (rund um Ulrich Eisel) zu Wort kommen, welche am 37. Deutschen Geographentag 1969 in Kiel den Paradigmenwechsel gefordert hatten. Es sollten aber auch andere Referenten aus dem Kreis von innovativen Zürcher Geographen und Philosophen zu Wort kommen. Die GIUZ-Institutsleitung diskutierte, wie man mit dieser studentischen Forderung nach Mitbestimmung in der Lehre umgehen könnte und lud einige Vertreter von Studierenden inkl. die Mitglieder der radikalen Studentengruppe und des Redaktionskomitees der Fachschafts-Zeitung "Geoscope", welche die Kritik erhoben hatten, zu einer Sitzung ins GIUZ ein. An dieser Sitzung nahmen auch Klaus Itten und ich teil. Die Institutsleitung eröffnete, dass das GIUZ die Forderung nach studentischer Mitbestimmung institutionell umsetzen und ein Seminar für "Theorie in der Geographie" durchführen wolle. Die Studierenden könnten bei der Auswahl der Referenten mitbestimmen. Ich, der damals am GIUZ gerade das Diplom abgeschlossen hatte und nicht Mitglied der radikalen Studentengruppe bzw. des Redaktionskomitees der Fachschafts-Zeitung "Geospcope" war, wurde von der Institutsleitung gefragt, ob ich bereit wäre, als Vertreter des Instituts in Zusammenarbeit mit der studentischen Gruppe, die Organisation und Durchführung des Seminars für "Theorie in der Geographie" zu übernehmen, zusammen mit Klaus Itten, der damals am GIUZ PD war. Man bot mir für diese Aufgabe eine Assistenzstelle und ein Arbeitsplatz am GIUZ an.
Für die Organisation und Durchführung des Seminars "Theorie in der Geographie", welches im Wintersemester 1980/81 durchgeführt wurde, benötigten Klaus Itten und ich insgesamt ein Jahr. In der Vorbereitungsphase gab es viele Sitzungen mit der kritischen Gruppe der Studierenden mit kontroversen Diskussionen. Die Liste der für das Theorieseminar eingeladenen Referenten setzte sich aus Kandidaten zusammen, die von den radikalen Studierenden vorgeschlagen wurden (Ulrich Eisel, Günther Beck und Brigitte Wormbs) sowie aus Kandidaten, die von den Vertretern des GIUZ vorgeschlagen wurden (Ernst A. Brugger, Absolvent GIUZ, Hans R. Brunner, Absolvent vom Geographischen Institut ETHZ und Paul Hoyningen-Huene vom Philosophisches Seminar UZH). Mit allen Referenten wurden Vorgespräche geführt, in welchen der disziplinengeschichtliche Kontext der Geographie, die Forderung nach radikaler Wende und Paradigmenwechsel dargelegt und der Artikel von Hans Carol "Zur Diskussion um Landschaft und Geographie" (GH 1956) als grundlegende Lektüre empfohlen wurde. Auch wurde mit den Referenten besprochen, was die thematische Ausrichtung ihres Referates sein könnte, damit die Vortragsserie thematisch einem roten Faden folgte. Den Vortragsveranstaltungen, welche an der UZH öffentlich ausgeschrieben wurden, ist jeweils ein 2-stündiges Seminar für Studierende vorgelagert worden, in welchem Klaus Itten und ich mit den Studierenden zur Vorbereitung auf die Vorträge Textanalysen vorgenommen und besprochen haben. Die sehr gut besuchten Vortragsveranstaltungen - der Vortragssaal an der Blümlisalpstasse, wo das GIUZ damals domiziliert war, zum Bersten voll - wurde von Dr. Ernst A. Brugger eröffnet mit dem Referat "Regionalforschung als Chance der Wirtschafts- und Sozialgeographie" (GH 1981, Nr.4). Dies knüpfte inhaltlich an eine parallele Veranstaltungsserie an, welche Prof. Dr. Gerhard Furrer (damals Direktor GIUZ) über Regionalforschung organisiert hatte mit Ingrid Schilling-Kaletsch (Hamburg) als Vortragende, welche über "Wachstumstheorien und Disparitäten" sowie über "Nationale Städtesysteme als neuen Ansatz für die Raumentwicklungstheorie und -planung" gesprochen hatte. Dr. Hans R. Brunner (Zürich) legte als zweiter Referent mit seinem Vortrag zum Kernthema des Theorieseminars "Die Zürcher Landschaftsschule" (GH 1981, Nr.4) vor. Er hob pointiert hervor, dass die "Landschaft" - seit langem als Gegenstandsbereich der Geographie auf den Schild gehoben - eine Erfindung des 19. Jahrhunderts gewesen sei und dass die Geographie mit ihrem Anspruch der Ganzheitlichkeit und Totalität letztlich zur "Selbstauflösung der Landschaftsgeographie" geführt habe. Dr. Paul Hoyningen-Huene (Zürich) als dritter Referent entschied sich, aus erkenntnistheoretischer Sicht über "Die Konstitution des Gegenstandsbereichs der Geographie bei Hans Carol" zu sprechen. Für Dr. Ulrich Eisel (Osnabrück) als vierter Referent war klar, dass er über den Inhalt seiner Dissertation sprechen wollte "Zum Paradigmenwechsel in der Geographie" (GH 1981, Nr.4). Er legte dar, das für "Die Entwicklung der Anthropogeographie von einer Raum-Wissenschaft zur Gesellschaftswissenschaft" ein Paradigmenwechsel notwendig sei (Titel von U. Eisels Dissertation in ""). Als fünfter Referent trug Dr. Günther Beck (Göttingen) das Thema "Zur Theorie der Verhaltensgeographie" vor. Den Abschluss der Veranstaltungsreihe bildete ein Referat von Brigitte Wormbs (Ulm) über "Ökologische Landschaftsbetrachtung". Die Mitglieder des Redaktionskomitees der Fachschafts-Zeitung "Geoscope" erhoben während der Vorbereitung wie auch während der Durchführung des Seminars in Artikeln mehrmals eine kritische Stimme bezüglich Ausrichtung und Abwicklung des Seminars "Theorie in der Geographie".
Im Zentrum der Vortragsserie stand die Kontroverse zwischen Ulrich Eisel und Paul Hoyningen-Huene. Eisel war als Teilnehmer beim Referat von Paul Hoyningen-Huene zugegen, welcher dann selber auch Eisels Referat beiwohnte. Schon in den jeweiligen Diskussionen im Nachgang zu den Referaten zeichnete sich ein wissenschaftlicher Diskurs zwischen Eisel und Hoyningen-Huene ab. Eisel argumentierte aus der Optik einer kritischen Gesellschaftstheorie und Hoyningen-Huene stand als Gegenpol und Vertreter des kritischen Rationalismus für Logik und Objektivismus ein und betrachtete den Gegenstandsbereich der Geographie aus wissenschafts- und erkenntnistheoretischer Sicht. Eisel sah sich im Nachgang zum Seminar zu einer Replik auf Hoyningens Referat veranlasst mit dem Titel "Geographie - Die Wissenschaft von den Unterscheidungen und Korrelationen, die jedem zugänglich sind; oder: wie man die Landschaftskunde nicht retten kann" (GH 1982, Nr.3). Auch Prof. Dr. Gerhard Hard1 meldete sich in der GH 1982, Nr.3 mit einer Replik zum Aufsatz von Hoyningen-Huene zu Wort mit dem Titel "Plädoyer für ein besseres Carol-Verständnis". Paul Hoyningen-Huene ging diese Kontroverse noch lang nach und er sah sich durch die Publikation der Referate, der Diskussionen und der Repliken missverstanden. Auch bei Eisel hat die Kontroverse mit Hoyningen-Huene noch lange nachgehallt. In seinem Spätwerk "Landschaft und Gesellschaft - Räumliches Denken im Visier" hat Eisel seinen Standpunkt in der wissenschaftlichen Debatte mit Hoyningen-Huene noch einmal wiedergegeben.
Im offiziell publizierten Tagungsbericht des 37. Deutschen Geographentags von 1969 in Kiel wurde die studentische Kritik und Forderung nach einem Paradigmenwechsel kaum erwähnt. Von dieser damaligen Ignorierung durch den Zentralverband der Deutschen Geographen, hebt sich die Durchführung des Seminars "Theorie in der Geographie" am GIUZ von 1980/81 mit dessen umfassender Publikation positiv ab: Die Referate von Ernst A. Brugger, Hans R. Brunner, Paul Hoyningen-Huene, Ulrich Eisel und Günther Beck wurden in der Geographica Helvetica 1981 Nr. 4, 1982 Nr. 1 und 1982 Nr. 3 unzensuriert in voller Länge inkl. der transkribierten Diskussionen publiziert. Einzig der Vortrag von Brigitte Wormbs, wurde nicht publiziert. Brigitte Wormbs stellte sich auf den Standpunkt, dass ihr Vortrag und ihre Ideen in ihrem Buch "Über den Umgang mit Natur - Landschaft zwischen Illusion und Ideal" 1978, Verlag Roter Stern, ganzheitlich nachgelesen werden können.
Die Publikationen der Referate und Diskussionen des Seminars "Theorie in der Geographie" in der Geographica Helvetica bilden einen wichtigen Bestandteil des Methodologie Streits rund um den Landschaftsbegriff und die Landschaftskunde und sie zeigen einen relevanten Ausschnitt aus dem polarisierenden Diskurs um das Theoriegebäude in der deutschsprachigen Geographie. Zudem repräsentieren sie die Diskussion des Paradigmenwechsels und die Forderung eines Wandels der Geographie von einer Raum- zu einer Gesellschaftswissenschaft.
Ich habe in der Zeit von 1979 - 1983 viele Vorlesungen und Veranstaltungsreihen über Wissenschafts- und Erkenntnistheorie besucht - insbesondere bei Paul Hoyningen-Huene (damals am Philosophischen Seminar UZH) und bei Paul Feyerabend (damals Professor ETHZ). Von Paul Feyerabend habe ich diverse seiner Standardwerke gelesen z.B. "Against Method" (1975) und "Erkenntnis für freie Menschen" (1980). Paul Hoyningen-Huene gilt seit langem weltweit als exzellenter Kenner der Schriften von Thomas S. Kuhn und der Theorien des Paradigmenwechsels. Nachzulesen ist dies in Hoyningens Büchern "Die Wissenschaftsphilosophie Thomas S. Kuhns - Rekonstruktion und Grundlagenprobleme" (Springer Vieweg, 1989) und "Reconstructing Scientific Revolutions: Thomas S. Kuhns Philosophy of Science (University of Chicago Press, 1993). Lesenswert sind auch Paul Hoyningen-Huenes Beiträge "Systematicity: The Nature of Science" in "Philosophia" (Juni 2008) und "Incommensurability and Related Matters" (Dezember 2010).
Ich bezeichne mich als Vertreter einer pluralistischen Auffassung von Wissenschaft. Ich unterstütze den Theorie- und Methodenpluralismus wie auch den wissenschaftlichen Diskurs, in welchem verschiedene Standpunkte debattiert und Konklusionen gezogen werden. Ich bin der Auffassung, dass durch gegenseitige kritische Prüfung von verschiedenen Theorie- und Methodenansätzen Erkenntnisfortschritt am besten gewährleistet wird. Auch unterstütze ich hypothesenorientiertes methodisches Vorgehen und lege Wert auf empirische Evidenz und logische Konsistenz. Auch unterstütze ich eine ethische Grundhaltung als Basis einer liberalen Wirtschaftsordnung und einer demokratischen Gesellschaftsordnung.
Nach der Promotion 1983 habe ich die Universität und den wissenschaftlichen Betrieb verlassen und bin seit vielen Jahren in verschiedenen weltweiten wie auch lokalen Unternehmen tätig gewesen. Ich verkörpere im Anspruch das Rollenmodell eines "Good Corporate Citizen".
Dem GIUZ bin ich sehr dankbar für die Chance, die mir damals mit der Aufgabe der Gestaltung des Seminars "Theorie in der Geographie" geboten worden war. Es war, wie ich im Nachhinein festgestellt habe, ein Steilpass mit grossen Herausforderungen, die mich bis an die Grenzen gefordert haben. Es war auch ein wichtiges Lehrstück, welches dazu geführt hat, eigene Fehler einzugestehen und daraus zu lernen.
Ich würdige das auf studentische Initiative lancierte integrative Projekt "Geografe nüme schlafe", welches im Jahr 2020 im Rahmen des 125-Jahr Jubiläums des GIUZ abgeschlossen wurde, begleitet von Benedikt Korf, Professor für Politische Geographie, und Gary Seitz, langjähriger Bibliothekar des GIUZ und selbst GIUZ-Studierender in den "bewegten" 80er Jahren. Die kritische Reflexion der disziplinengeschichtlichen Entwicklung der Geographischen Wissenschaft, wie dies im integrativen Projekt "Geografe nüme schlafe" und auch im Seminar "Theorie in der Geographie" thematisiert worden war, erachte ich als wichtige Voraussetzung für die Weiterentwicklung des Faches. Beide Erfahrungen zeigen, dass der Einbezug einer outside-in View in eine kritische Reflexion einer disziplinären Entwicklung durch externe Wissenschafter, wichtige Erkenntnisse liefert. Beim integrativen Projekt "Geografe nüme schlafe" war es der Einbezug von GIUZ-Studierenden der 80er Jahre wie Christian Schmid, heute Professor an der ETH Zürich, Anne-Françoise Gilbert, heute freischaffende Soziologin und Gender-Expertin und Dominik Siegrist, heute Professor an der Hochschule Rapperswil, welche alle drei ihren Werdegang ausserhalb der institutionellen Geographie, d.h. im fachlichen Exil, gemacht hatten. Im Seminar "Theorie in der Geographie" von 1980/81 wurde die outside-in View durch den Wissenschaftsphilosophen Prof. Dr. Paul Hoyningen-Huene vertreten.
1 Bekannt geworden war Prof. Dr. Gerhard Hard durch sein Buch "Die Geographie. Eine wissenschaftstheoretische Einführung" (1973) Walter de Gruyter; und durch seinen Beitrag "Die Disziplin der Weisswäscher. Über Genese und Funktion des Opportunismus in der Geographie" in "Zur Situation der deutschen Geographie zehn Jahre nach Kiel" (Hrsg. Peter Sedlacek).
Manuskripts vom 7.7.2020 (überarbeitete Fassung vom 7.2.2021)