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Höhenflug, Alpenblühn und Hitzeglocke: Lernende der Fachklasse Grafik Luzern haben in einem Kooperationsprojekt mit dem Geographischen Institut Fakten und Prognosen zum Klimawandel als populär verständliche Bilder inszeniert. Am 2. November 2022 wurden sie im Lichthof des Campus Irchel präsentiert und anschliessend in den Schaukästen des Geographischen Instituts ausgestellt.
Seit Jahrzehnten warnen Wissenschaftler:innen vor dem Einfluss der Menschen auf das ökologische Gleichgewicht der Erde. Doch um eine ganze Gesellschaft zum Umdenken und Handeln zu bewegen, braucht es noch viel Überzeugungsarbeit. Dafür sind innovative und populäre Formate der Kommunikation gefragt.
In einem Kooperationsprojekt mit dem Geographischen Institut der Universität Zürich haben sich Lernende der Fachklasse Grafik Luzern zum Ziel gesetzt, Fakten und Prognosen zum Klimawandel plakativ zu inszenieren. Welche Botschaften lassen sich prägnant und verständlich aufbereiten? Wie können sie als Blickfang funktionieren? Entstanden sind 24 «erschreckend schöne Bilder». Am 2. November 2022 wurden sie an einer Vernissage am Campus Irchel präsentiert.
In einem mehrstufigen Prozess haben sich die Lernenden mit Farben, Formen, Begriffen und deren Modulation auseinandergesetzt. Die starken, sprechenden Farben fallen wohl als Erstes ins Auge. Sie nehmen Bezug auf die Themen: von Flugverkehr und Starkniederschlag bis zu Hitzestress oder Gletscherschmelze. Die klaren geometrischen Formen verleihen den Bildern gestalterische Kraft. In ihnen sind die zugrundeliegenden Fakten und Prognosen abstrahiert. In der Bildlegende werden die Zahlenwerte im Detail erläutert. Die Titel sind bekannte Begriffe aus unserem Alltag, die Bilder in unseren Köpfen erzeugen und in ihrer Mehrdeutigkeit überraschen. All diese Elemente stehen im Dialog miteinander und führen zu Spannung und Dramatik.
«Die Bilder zu entschlüsseln, hat etwas Spielerisches», sagt Tobias Klauser, Leiter der Fachklasse Grafik Luzern. «Beim Entziffern muss man eine Leistung erbringen – bis man dann den Punkt des Erkennens erreicht.» Wer einmal ein Plakat verstanden hat, kann sich der Herausforderung stellen, den Inhalt des nächsten ausschliesslich über das Bild zu verstehen. Wie ein Schlüssel, der die Dekodierung der ganzen Serie zu etwas Lustvollem macht.
Die Kraft der Bilder kommt aus den gegensätzlichen Emotionen, die sie auslösen. «Man schaut sich das ästhetische Bild gerne an und öffnet sich», sagt Klauser, «doch dann realisiert man die dramatischen Fakten dahinter – und bleibt aufgewühlt zurück.»
Doch gerade in der Wissenschaft haben Emotionen üblicherweise keinen Platz. «Unser Anspruch ist immer, so sachlich wie möglich zu bleiben», sagt Andreas Vieli vom Geographischen Institut, der das Projekt begleitete. «Doch wir müssen unser Wissen aktiv in die Öffentlichkeit tragen.»
«Die Plakate könnten beispielsweise an einer Klimademonstration eingesetzt werden», schlägt Vieli vor. Als Serie von 24 Bildern hätten sie das Potential, nicht nur Aufsehen zu erregen, sondern sich auch zu einer visuellen Erzählung der aktuellen Fakten und Prognosen zum Klimawandel zu verdichten.
Die Plakate sind im Anschluss an die Vernissage in den Schaukästen des Geographischen Institut Campus Irchel, Gebäude 25, Stock H ausgestellt. Wer noch mehr wissen möchte: Eine Publikation erläutert die Hintergründe, die Entstehungsgeschichte und die Funktionsweise der Plakate.
Einladung: Vernissage & Apéro, 2.11.2022
Bestellung Plakate und Publikation
Grundlage für die Arbeit waren Fakten und Prognosen zum Klimawandel in der Schweiz aus den Berichten des Bundesamtes für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz, des Bundesamtes für Umwelt BAFU, sowie des National Centre for Climate Services NCCS. Forschungsarbeiten des Geographischen Instituts fliessen in verschiedener Weise in diese Berichte ein. Schweizer Klimaszenarien CH2018 Das Kooperationsprojekt zwischen der Fachklasse Grafik Luzern und dem Geographischen Institut der Universität Zürich wurde von Rafael Koch und Jiří Chmelik geleitet und von Prof. Andreas Vieli begleitet. |
Die Bilder sind sogenannte «micro’coms». Mehrere, unterschiedliche grafische Grundformen verbinden sich zu einer plakativen, schematischen Darstellung. Die Form- und Farbgebung nimmt Bezug auf das Thema und den zu vermittelnden Inhalt. «micro’coms» eröffnen den Betrachtenden einen emotionalen und einen sachlichen Zugang zum Inhalt. |