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Intensive Lernphasen im Lichthof, hilfsbereite Kommilitoninnen und Kommilitonen, und ein spontanes Bier in der Irchelbar: Eine Geographie-Studentin berichtet.
Müde Gesichter, gekennzeichnet durch dunkle Schatten unter den Augen. Kaffeeringe zieren die Lernplätze in fast regelmässigen Abständen, als wären sie absichtlich da, als sollten sie Beweise für unsere bevorstehenden Prüfungen hinterlassen. Von anderen Tischen ertönt das Zischen einer soeben geöffneten Getränkedose. Die kurzen Nächte und langen Tage, die von morgens bis abends mit dem Vorsatz des Lernens gefüllt sind, führen zu einem übermässigen Konsum koffeinhaltiger Getränke.
Ich setze mich nach einem kurzen Gang zur Kaffeemaschine dazu, bereit mich dem Lernen anzuschliessen, gasförmige Motivation steigt aus meiner Kaffeetasse empor. Schon bald darauf beginnt der Wachmacher seine Wirkung zu zeigen, der Lichthof wird langsam mit Leben gefüllt, das tägliche Geschehen beginnt. Die erste Pause wird nur knapp eine Stunde später eingeläutet, die Arbeit zwar kaum weniger geworden, dafür stehen meine Freunde für ein gemeinsames Frühstück an meinem Tisch.
Woher sie wissen, wo ich bin? Man findet mich immer im Lichthof, umgeben von Geographinnen und Geographen, die meine, ja, in diesem Moment fühlt es sich so an, Last teilen. Wir trinken also gemeinsam eine Tasse Kaffee, bereits die zweite des Tages, und beschweren uns über den Berg an Arbeit, der sich nicht zu bewältigen lassen scheint. Dass wir unsere Semester mit weniger Bier und mehr Vorarbeit gestalten könnten, vielleicht sogar gestalten sollten, wird dabei nicht thematisiert.
Wir schwelgen gemeinsam in Erinnerungen der letzten DoBar1, als die Welt noch in Ordnung war, die Prüfungen noch weit entfernt. Wir sehnen uns nach Freiheit, wünschen uns unsere Freizeit zurück und planen bereits jetzt den Abend nach unserer letzten Prüfung. Nach einem kurzen gegenseitigen Motivationsversuch geht das Lernen weiter, oder zumindest der Versuch dazu. Denn lange geht es nicht, bis das nächste bekannte Gesicht auftaucht. Mein Tisch, der nicht ganz zufälligerweise auf dem Weg zur «Geobib»2 liegt, bietet die perfekte Gelegenheit, sich ablenken zu lassen. Lichthof-Patrouillen, die immer wieder ihre Runden drehen, sorgen dafür, dass der soziale Austausch den ganzen Tag gewährleistet bleibt. Die Gespräche sind dabei fast immer dieselben, und trotzdem scheinen sie uns nicht zu langweilen.
«Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr, es ist zu viel Arbeit.» Gegenseitiges Verständnis wird ausgesprochen und Hilfe wird angeboten, im Wissen, selbst noch genug erledigen zu müssen. So sind sie, meine Kommilitonen und Kommilitoninnen; während des Semesters immer bereit für ein spontanes Bier in der Irchelbar, die DoBar als Veranstaltung, bei der meist mehr Menschen anwesend sind als in einer Pflichtvorlesung. Wir sind auf der Jagd nach Augenblicken, die ein Leben lang in Erinnerung bleiben.
In der Lernphase hingegen sind sie vor allem eines: hilfsbereit. Während man an anderen Instituten vor der Prüfung mit dem Taschenrechner zur Toilette geht, aus Angst, er könnte von Mitstudierenden geklaut werden, ist dies am GIUZ nur schwer vorstellbar.
Wir sitzen alle im selben Boot und sind uns dessen bewusst. Wir helfen uns. Wir versuchen uns gegenseitig zu motivieren. Wir sprechen einander Mut zu. Und dafür bin ich dankbar. Die Menschen, die das Geographische Institut der Universität Zürich Tag für Tag bereichern, machen diesen Ort für mich nicht nur zu einem Arbeitsort, sondern viel mehr zu einem Zuhause. Ein Zuhause, für das es sich zu kämpfen lohnt. Und diese Gewissheit kann meist weit mehr ausrichten als jeder Kaffee.
Giulia Galati, Geographie-Studentin im 3. Semester
1 Donnerstags-Bier des Geoteams (Fachverein Geographie und Erdsystemwissenschaften der Universität Zürich).
2 Ehemalige Bibliothek des Geographischen Instituts (Y25 K22).